Vor gut einer Woche hatte Ina die Idee, dass wir die 2 Tage, die wir nach unserem Mietwagentrip noch in Santiago Zeit hatten, bevor es in den Süden Richtung Chillan gehen sollte, doch dazu nutzen könnten, einen kleinen Ausflug über die Anden nach Mendoza in Argentinien zu unternehmen.
| Busfensterperspektive des Kurvenspektakel |
Ein solcher Trip dauert normalerweise ca. 6 ½ -7 Stunden, ca. 3 Stunden auf jeder Landesseite, der Rest ist der Grenzabfertigung vorbehalten. Von Santiago aus fuhren wir dabei erst einmal ca. 1 ½ Stunden durch mehr oder weniger flaches Land, bevor es dann im wahrsten Sinne des Wortes in den Berg hinein ging und der Dieselmotor unseres Busses zum ersten Mal so richtig was zu tun bekam. Das Sahnestück kam dann aber ca. eine halbe Stunde vor der Grenze. Mittels handgezählten 28 Serpentinen machten wir nonstop ordentlich Meter – Höhenmeter wohlgemerkt. Leitplanken? Fehlanzeige! Aber anstatt dem Himmel ein Stück näher gekommen zu sein, blieb der Abstand zu den Berggipfeln nahezu gleich. Diese waren jetzt immer öfter mit Schnee bedeckt.
Nach den Serpentinen ging es dann noch eine Weile seicht bergab, bevor wir die Grenze zu Argentinien erreichten. Die Grenzstation selber lag auf 2.800 Metern über dem Meeresspiegel, also fast Zugspitzenniveau. Die Grenzabfertigung lief halbwegs reibungslos ab. Man muss wissen, dass es verboten ist, jegliche Art von tierischen oder pflanzlichen Produkten ein- bzw. auszuführen. Wir haben nur nicht verstanden, weshalb der Busbegleiter kurz bevor das Handgepäck der Passagiere kontrolliert werden sollte, mit einem zum Klingelbeutel umfunktionierten Getränkebecher durch unsere Reihen ging und den Erlös sodann den argentinischen Grenzern überliess. Eine Entschädigung dafür, dass die Beamten auf Grund ihrer höhenbedingten abnormalen Blutwerte nie besserbezahlten Leistungssport betreiben dürften? Eine Antwort darauf haben wir nicht in Erfahrung bringen können. Jedenfalls wurde auf eine intensive Taschenkontrolle verzichtet. Dankbarkeit auf beiden Seiten machte sich breit.
Auf argentinischer Seite dann, unsere stolzen Blicke hatten sich gerade vom Einreisestempel in unserem Reisepass gelöst, sahen wir auch gleich dass, was man sonst nur in Hochglanz-reisebroschüren oder in Fussballvorberichterstattungen, kurz bevor Jogi 11 Halbmaradonnas abschlachten lässt, zu sehen bekommt. Ein Track von reitenden Andencowboys, die mit jeweils 1 PS unterm Hintern ihr Hab und Gut von A nach B brachten. Oder waren es doch nur Weihnachtsgeschenke? Schliesslich kann dieser weissbärtige, rotbemantelte Typ ja nicht alles selber machen. Ist ja aber auch egal, jedenfalls schien mobiles telefonieren am Zügel eines Pferdes nicht unter Strafe zu stehen.
Zu halbwegs vorgeschriebener Zeit in Mendoza angekommen, erschlugen uns nahezu 35 Grad Celscius, die wie eine Wand beim verlassen des Busses auf uns warteten. Das ist jetzt mitnichten ein Prahlhanssatz für alle schnee- und kältegeplagten in Europa. Es war im Vergleich zu unserer Reise durch die Wüste extrem warm und schwül. Mit Euch tauschen haben wir aber dennoch nicht gewollt.
Ein Hostel war schnell gefunden und nach etwas Schlenderei durch die Stadt, dem obligatorischen Steak bzw. vegetarischen Ravioli für Ina haben wir zurück im Hostel noch schnell den Tischtennis-länderpokal gegen Frankreich und Australien gewonnen und diesen mit einem Sprung in den nahezu badewannengrossen Pool gebührend gefeiert.
Am nächsten Tag sollte es eigentlich nur zurück nach Santiago gehen, was soweit alles auch klappte. Nur die Grenzkontrolle verlief diesmal etwas anders. Nein, auch diesmal gab es den Klingelbeutel, nur hatte dieser diesmal nichts beschleunigt, da in mindestens einem der Busse vor uns, als auch in unserem Bus selber Passagiere anscheinend Verbotenes bei sich hatten, dass sie zuvor nicht deklariert hatten (was ja wiederum auch blöd gewesen wäre). Zu allem Überfluss kam noch dazu, dass sich ein chilenischer „Minister für Irgendwas“ angekündigt hatte, was Zollbeamte, Drogenhunde, Reinemachpersonal und Kamerateams besonders motivierte und alle gründlichst ihren Jobs nachgingen. Nach 3 ½ Stunden Grenzposse hatte sich jedenfalls Carsten's Unruhepol wieder auf mitteleuropäisches Niveau verschoben.
Gekümmert hat es niemanden und Leistungssport ist für uns auch erst mal passe.
Liebe Grüße
Ina y Carsten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen