Mittwoch, 15. Dezember 2010

Wie doch die Zeit vergeht

Nun sind wir fast schon 14 Tage in Chile unterwegs, davon eine Woche mit dem Auto, welches uns bisher tapfer ca. 2500 Kilometer über Stock und Stein gefahren hat. Am Sonntag Morgen, auf dem Weg nach Arica, unserer letzten Station im Norden des Landes, hatte es sich dann aber doch eine kleine Auszeit genommen.


Als wir von Iquique aus losfahren wollten bemerkten wir, dass der Vorderreifen der Fahrerseite fast platt war. Als Deutscher ist man es ja gewohnt, dafür an eine Tankstelle zu fahren, um dort Luft aufzupumpen. Nach insgesamt 4 Tankstellen wussten wir, dass dieser “Brauch“ hier so nicht gelebt wird. Also sind wir kreuz und quer durch die Stadt “geeiert“ um Hilfe zu suchen. Irgendwann haben wir dann so etwas wie einen Reifendienst gefunden, der auch Sonntags arbeiten wollte. Schnell hatte der routinierte Servicedienstmitarbeiter festgestellt, dass wir uns eine Schraube in den Reifen gefahren hatten. Also wurde unser “Chevy Corsa“ aufgebockt, der Reifen abmontiert und geflickt. In der Zwischenzeit hat Ina dann mit Ihrer Erfahrung als Dauerpraktikantin bei einer Autovermietung bemerkt, dass sich im 2. Vorderreifen ein Nagel befand. Also haben wir unseren Aufenthalt bei der Werkstatt spontan verlängert und der Reifenexperte, der augenscheinlich auch gleich in der Werkstatt wohnte, hatte gut was zu tun. In der Zwischenzeit gesellte sich dessen Chef und noch ein weiterer Halbzahnloser zu uns. So wurde uns zumindestens nicht langweilig. Nicht zum ersten Mal haben wir dabei in den sich zwangsläufig ergebenden Gesprächen festgestellt, dass wohl so einige hier genau 2 Dinge mit Deutschland verbinden. Nämlich Bier und Adi, den Möchtegernkunststudenten aus Braunau. Da reckt dann plötzlich auch ein chilenischer Erzkommunist mal ganz schnell den rechten Arm zum Gruß Richtung sonntäglicher Morgensonne und artikuliert dabei seine Deutschkenntnisse. Leider fehlt uns für einen nachhaltigen Aufklärungsunterricht noch immer das nötige Vokabular, so dass wir dies mehr oder weniger über uns ergehen lassen müssen. Jedenfalls haben uns die 2 geflickten Reifen plus Sonntagszuschlag 3000 Pesos gekostet, was so um die 4,50 Euro sind. Da wir nicht wussten, was Wucher auf spanisch heisst, haben wir bezahlt, uns verabschiedet (diesmal blieb der Arm unserer Werkstattbekanntschaft unten) und haben uns auf den Weg nach Arica gemacht.

Dort angekommen, sind wir auf gut Glück zu einem Hostel gefahren, was auch noch Platz für uns hatte. Nach einer Partie Tischtennis waren wir am späten Nachmittag noch am Strand, für ein Bad im Pazifik war uns dieser aber immer noch zu kalt. Wir haben uns dann doch mehr auf das Beobachten der chilenischen Badekultur konzentriert, uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und den Abend mit Chiles Nationalgetränk „Pisco Sour“ ausklingen lassen und den Sonnenuntergang genossen.


Am nächsten Tag auf dem Weg zurück nach Iquique und einer für uns glimpflich verlaufende Polizeikontrolle (zum Glück war die Bierdose nur in der Hand der Beifahrerin und der Fahrer hatte natürlich nichts getrunken) haben wir dann noch Halt in Humberstone & Santa Laura gemacht.

Dort kann man ein verlassenes Dorf besichtigen, dass gut 3000 Arbeiter einer der letzten noch in Betrieb gewesenen Salpeterfabrik beherbergte. Die meiste Hütten wurden im späten 19. Jahrhundert aus Blech errichtet und die seit nunmehr 50 Jahren unbewohnt vor sich hin rosten und sich damit farblich perfekt der rotbraunen Wüsten-landschaft angepasst haben.
In den nahegelegenen Fabrikgebäuden roch es wie früher in den Chemie-räumen unserer Schulen und die Geräuschkulisse von losen Blechteilen, die sich im Wüstenwind hin- und her bogen war gespenstig. In unserem Reiseführer steht dazu passend: „ Es ist wie ein Spaziergang  durch den realen Traum eines Schlafwandlers“.
Das Ganze ist dann auch noch UNESCO Weltkulturerbe. Dieses Erbe ist auf alle Fälle nicht durch einen unsäglichen Brückenbau gefährdet, wird dafür aber irgendwann einmal einfach weggerostet sein.

Wir sind nun auf dem Weg nach San Pedro de Atacama, wo wir wieder 2 Tage Aufenthalt haben werden und hoffentlich das mit 4300 Metern höchstgelegene Geysirfeld der Welt sehen und zum ersten Mal unsere Winterausrüstung benötigen werden. Doch dazu beim nächsten Mal mehr.

Damit einen Lieben Gruß nach Deutschland und in all die anderen Länder, wo man uns liest.

Saludos
Ina y Carsten

1 Kommentar:

Matthias hat gesagt…

ach süß.. wie ihr da am strand in die linse um die wette grinst

trotz ein paar widrigkeiten, scheint es euch ja richtig gut zu gehen, ihr abenteurer..

ganz liebe grüße aus leipzig!, hier ist wieder alles zugeschneit...